Josef Holtschulte
Fahrzeuge & Fahrzeugbau bei Fiege 1950 bis 1970
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Sauber aufgereiht sehen wir 1956 in der Abstellhalle für die Fernverkehrs-Lastzüge neun Lastzüge, die fast komplett aus der Hand von qualifizierten, talentierten und fleißigen Fiege-Spezialisten entstanden sind. Lesen Sie dazu mehr auf dieser interessanten Webseite mit einzigartigen
Fotos aus den Lebens-Erinnerungen von zwei ehemaligen Kollegen und von mir. Das Foto zeigt fünf Mercedes L6600/L315, einen Mercedes Frontlenker LP315, einen Büssing 8000S mit 150 PS GD6-Motor und zwei Büssing Frontlenker 7500U mit Unterflur-Motor.
Wenn Sie, verehrter Besucher etwas beitragen können zum Fiege-Fahrzeugbau, dann freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme.
Josef Holtschulte Karosseriebau war seine Leidenschaft
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Foto links, im Jahr 1950 zeitgleich mit der Einstellung von Josef als Karosseriebauer begann Fiege mit dem Bau von Fahrzeugen für den eigenen Fuhrpark. Jacob Klomp, der Chef von Josef, brachte seine Erfahrung und sein handwerkliches Geschick mit nach Fiege und ermöglichte damit den Bau der
„Fiege-Lastwagen“.
Foto Mitte, einmal im Jahr machte Fiege einen Betriebsausflug in schöne Orte der Umgebung, dem Hermanns Denkmal bei Detmold, oder zur
Gruga-Halle nach Essen. Auf dem Foto läuft Josef hinter Karl Fischbach, nach dem frühen Tod von Josef Fiege in Jahr 1969, Chef der Firma Fiege. Lesen Sie dazu mehr im Fiege-Buch „Aus Westfalen in die Welt“!
Foto rechts, Josef mit seiner Gattin, die leider schon verstorben ist. Heute 2023 ist Josef 92 Jahre alt und bei bester Gesundheit. Den zweiten Abschnitt seines interessanten Arbeitslebens verbrachte er bei der Fa. Spermann in Werne.
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Am 16. Oktober 1950 ging es dann weiter an den nördlichen Ortsrand von Greven zur Internationalen-Spedition Fiege. Grüner-Weg Greven wurde für 21 Jahre sein Arbeitsplatz und für einige Jahre auch sein Wohnsitz. In der Zweimann-Karosserie-Abteilung erschuf er zusammen mit Jacob Klomp seinem Chef und Förderer über 50 einzigartige und einmalige
Nutzfahrzeug-Fahrerhäuser.
Ende der 1960er-Jahre war der Eigenbau von Fahrzeugen nicht mehr rentabel und Josef suchte nach einer neuen Aufgabe. 1970 entschloss er sich, die Meister-Prüfung als Karosseriebauer abzulegen. Mit Erfolg besuchte er die Fachschule für Karosserie- und Fahrzeugbau in Kaiserslautern und erhielt zum Abschluss von der Handwerkskammer in Kaiserslautern am
25. Juni 1971 seinen Meister-Brief.
Schon seit einiger Zeit versuchte der Inhaber vom Spermann Fahrzeugbau aus Werne Josef für seinen Betrieb zu gewinnen. Aber erst nach einer Tätigkeit beim Scania Händler Gustav Geier in Münster von 1971 bis 1972, die ihm keine Freude bereitete, entschied er sich für Spermann. Von 1972 bis 1992, 20 Jahre wie schon bei Fiege war er dann bei Spermann beschäftigt und dort der verantwortliche Mann für Werkstatt und Produktion.
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Als Meisterstück musste Josef in der Fachschule in Kaiserslautern einen Vorkriegs Packard restaurieren, neu aufbauen. Der Packard war eigentlich Schrott, die Karosserie nicht mehr vorhanden und der Fahrzeugrahmen durchgerostet. Die Meistergruppe zuvor hatte das Packard Vorderteil bis zur Stirnwand bereits wiederhergestellt. Josef mit seiner Gruppe war für den Rest verantwortlich. Die Fotos, die leider nicht so gut sind, zeigen jedoch einen erfolgreich aufgebauten Packard mit Schwiegermuttersitz.
Karl "Kalli" Schlautmann der Fiege Mann mit den meisten Dienstjahren
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Kalli, rechts im Bild, nimmt Glückwünsche zu seinem 50. Betriebsjubiläum entgegen. Vom Fiege-Tec Geschäftsführer Heinz Bülter Bild-Mitte und Fiege Geschäftsleitungsmitglied Norbert Stegmann
links im Bild.
Grüner-Weg, Ortsrand Greven, links:Der Speditionshof Fiege und die Männer
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Das Foto zeigt das Betriebsgelände in der letzten Ausbaustufe vor der Umsiedlung 1980.
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Jacob Klomp 2. von rechts bei einer Verschnaufpause mit zünftig ausgestatteten Fernfahrerkollegen in Anzug und Schirmmütze. Links ein Werkstattkollege, der ebenfalls ein Freund von Schirmmützen war.
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Einladung bei einem TÜV-Mitarbeiter,
rechts auf dem Foto.
Die Gäste von links nach rechts,
Jacob Klomb, Oscar Petz
der Werkstatleiter und Josef.
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Neun Mann sind unterwegs
mit dem 25. Fiege Rohbau-Fahrerhaus
zur Anpassung auf ein neues
Mercedes L3500/L311 Fahrgestell.
Am rechten Fahrerhauseck Jacob Klomb.
In der Hochzeit des Fahrzeugbaus waren ca. 30 Spezialisten täglich damit beschäftigt, den Fuhrpark zu erweitern und zu reparieren. Es waren Tankwarte, Lageristen, Karosseriebauer, Schreiner, Planennäher, Lackierer, Schweißer, Reifenmonteure, Kfz.-Eklektiker und Kfz.-Schlosser.
Fast 20 Jahre lang bauten diese Männer 50 komplette Lastwagen, von denen nur das Lastwagen-Fahrgestell von Mercedes oder Büssing zugeliefert wurde.
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Alle Werkstätten des Fahrzeugbaus und der Fahrzeugreparatur Ende der 1960er-Jahre.
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Drei Fotos mit Blick auf den Speditionshof und die Werkstattgebäude in der Zeit von 1970 bis 1980. Die Werkstätten machten nun wirklich keinen guten Eindruck auf den Betrachter und es wurde höchste Zeit, dass Fiege seinen Mitarbeitern neue Werkstatträume zur Verfügung stellte.
Das Foto links von ca. 1972 zeigt zwei Wechselbrückenzüge mit Mercedes LPL2232 6x2 Fahrgestelle bei der Ausfahrt. Im Hintergrund stehen zwei Büssing vermutlich aus der ersten Lieferung von Dreiachser-Wechselbrücken-Fahrzeugen, die Karl Fischbach 1968 gekauft hat. Damit waren die klassischen Fiege-Pritschen-Planen-Lastzüge verschwunden.
Der 2232L 6x2 aus der „Neuen Generation“ von Mercedes auf dem Foto in der Mitte fährt ca. 1978 auf das Betriebsgelände an den nicht mehr schönen Werkstätten vorbei.
Foto rechts, der Mercedes LP1418 mit AWL Wechselsystem von Ackermann ist aus der ersten Serie von Wechselbrücken-Lastwagen von ca. 1965 bei Fiege. Dieses Foto wurde nach 1970 gemacht, denn die Hofeinfahrt wurde erst in diesen Jahren geändert. Die Zapfsäulen der Tankstelle sind nun auf der linken Seite der Ausfahrt und das Gelände wurde jetzt, nach dem Abriss der Schule, nach rechts in Richtung Stadtmitte Greven erweitert.
Fiege Lastwagen von 1945 bis 1950
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Diese vier Fotos zeigen drei Büssing aus der Vorkriegszeit, die bei Fiege nach dem Krieg eingesetzt waren. Mit denen mein Papa um 1950 auch unterwegs war. Auf den drei rechten Fotos ist mein Papa – auf den Fotos rechts – mit Wilhelm Holtkamp und zwei Mädels unterwegs zum Bodensee. Der Langschnauzer ist ein Büssing NAG 650 mit 145 PS 6 Zyl. Vorkammer-Dieselmotor GD6.
Der Dreiachser Büssing NAG 900 wird vom gleichen Motor wie der Zweiachser 650 angetrieben, er steht voll ausgeladen, mit einer Ladung Baumwolle – vermutlich – bei einer Grevener Baumwoll-Spinnerei.
.Im Fiege-Video – das Sie von dieser Seite starten können – saust ein Büssing NAG Eilschlepper, wie auf dem rechten Foto zu sehen, mit einem Dreiachs-Anhänger über den Fiege-Hof. Der Eilschlepper ES wurde vom 85 PS 4 Zyl. Vorkammer-Dieselmotor GD4 angetrieben.
Zum Ende des Jahres 1945 verfügte Josef Fiege über ein Dokument, das ihm berechtigte Fahrzeuge und Fahrzeugteile aus dem Beutefuhrpark der Engländer in Greven zu übernehmen. Aus diesen Teilen und Fahrzeugen, aber auch aus anderen aus dem Umland, die Josef Fiege auftreiben konnte, bauten die Fiege-Spezialisten einsatzfähige Lastwagen.
Der Fuhrpark war deshalb bereits 1948 wieder auf ca. 41 Einheiten angewachsen. Weiter voran ging es mit dem Fuhrpark durch die Währungsreform vom 20. Mai 1948 sowie dem guten Gewinn aus der Fiege eigenen Landwirtschaft, der in den Fuhrpark investiert werden konnte.
Jacob & Josef, Karosseriebauer mit goldenen Händen
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Links, begutachtet wird eine Hanomag-Zugmaschine – ich glaube vom Typ SS55 – von der Fiege Mannschaft, ob es sich lohnt, sie wieder aufzuarbeiten, auszuschlachten oder ihrem Schicksal zu überlassen.
Halblinks, vor der Fiege-Werkstatt steht ein neues Büssing Fahrgestell 8000S mit 150 PS GD6 Motor und ist bereit zum Aufbau für ein Fiege-Fahrerhaus und einer Fiege-Pritsche.
Halbrechts, ein Frontlenker Fahrgestell vermutlich von Mercedes vielleicht auf der Fahrt zu Fiege nach Greven. Die Frontlenker-Fahrgestelle für den Aufbau waren gegenüber den Hauben-Fahrgestellen komplett nackt, ohne Bauteile, die auf einen Hersteller hindeuteten.
Rechts, ein 105er Büssing Fahrgestell aus der Kriegszeit neu aufgebaut, mit einem Fiege-Fahrerhaus, Fiege Pritschenaufbau und neuer Motorhaube von Büssing.
Die Basis für ein Fahrerhaus oder Kastenaufbau war ein Holzgerippe aus gedämpftem Buchenholz. Es bestand natürlich nicht aus einem Stück, sondern aus Einzelteilen, die aus einem Holzbrett ausgesägt wurden und anschließend miteinander verzapft und verleimt wurden. Das jetzt entstandene Holzgerippe wurde auf das neue Lastwagen-Fahrgestell gesetzt, angepasst und die Bohrungen zur Befestigung des Fahrerhauses wurden im Fahrzeugrahmen gesetzt.
Anschließend kam das Gerippe wieder zurück in die Karosseriebude zur endgültigen Fertigstellung. Aus Stahlblech wurden in Einzelteilen die Beplankungen für das Gerippe ausgeschnitten. Diese Einzelteile wurden anschließend - zum Beispiel für die Dachbeplankung - zusammen geschweißt. Dabei wurden die Bleche stumpf aneinander gesetzt und autogen ohne Zusatz von Schweißdraht miteinander verschweißt. Dadurch gab es eine sehr flache Schweißnaht ohne Überstand und nur wenige Schleifarbeiten waren für eine glatte Fläche notwendig. Die fertigen Blechteile wurden auf das Holzgerippe genagelt und sorgten damit nun für die notwendige Stabilität des Fahrerhauses. Die Fahrertüren wurden von Jacob und Josef in gleicher Art hergestellt aus Holz, Blech und Nägeln. Anschließen wurde das Fahrerhaus von innen gestrichen, komplettiert mit Türen, Fenstern und alles Weitere für die Innenausstattung.
Bei einem Haubenwagen wurde das Fahrerhaus hinter die originale Motorhaube des Fahrzeuglieferanten montiert. Die Scheibenrahmen in den Fahrerhausstirnwänden fertigten Jacob und Josef so, dass in ihnen Windschutzscheiben von Wackenhut montiert werden konnten. Frontklappen in den Stirnwänden der Frontlenker sowie Chromleisten und Markenzeichen lieferten die Fahrgestell-Hersteller. Die Stoßstangen der Frontlenker wurden von Josef gefertigt und andere Bauteile der Elektrik oder Ausstattung kamen direkt vom Hersteller dieser Teile.
Viele Fiege-Laster waren im Fernverkehr mit blauer oder roter Konzession in Deutschland unterwegs und es war wichtig, dass die Fahrerhäuser auch Schlafgelegenheit boten. Fiege-Fahrerhäuser waren deshalb meistens mit einem „Schwalbennest-Fahrerhaus“ ausgestattet. Hinter der Fahrerhausrückwand war in der oberen Hälfte eine Art Kasten montiert, in dem es eine Schlafgelegenheit für eine Person gab, das war damals üblich. Das Schwalbennest ragte in den Aufbau und raubte damit der Ladung ein wenig Platz, für Josef Fiege zu viel. Die Lösung war: Der „Kasten“ wurde mittels Scharniere, so gefertigt, dass bei Fahrten, bei denen Ladefläche gebraucht wurde, durch Einklappen - wie bei einer Ziehharmonika - seine Größe bis auf eine Tiefe von 10 cm verringert wurde.
Nach der Lackierung der Fahrerhausrückwand wurde das fertige Fahrerhaus auf das vorbereitete Fahrgestell montiert. Fertig lackiert wurde der neue Fiege-Lastwagen anschließend komplett von der Fa. Raue in Burgsteinfurt (Steinfurt).
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Die drei Fotos im Hochformat zeigen ein Büssing 7500U Unterflur-Fahrgestell mit einem aufgesetzten Fiege-Fahrerhaus-Gerippe.
Auf dem oberen Foto im Querformat stehen auf Vorrat gebaute Stirnwandgerippe, für die Hauben-Mercedes-Fahrgestelle L3500/L311.
Im unteren Querformat Foto schleppen Fiege Mitarbeiter ein teilfertiges, mit Blech beplanktes Fahrerhaus für einen Hauben-Büssing oder Hauben-Mercedes zur Anpassung auf das Fahrgestell.
Lastwagen aus der Fiege-Werkstatt
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Büssing und Mercedes, das sind die Schwerlastwagen, die ab 1950 neu in den Fuhrpark kamen. Die Fahrzeuge auf den Fotos alle von Fiege aufgebaut, mit Schwalbennest-Fahrerhaus und Pritschen-Planenaufbau.
Auf den Fotos links und in der Mitte stehen Büssing 8000S - S = Straßenausführung - in der ersten Ausführung mit 150 PS GD6 Motor und neuen S13 Motor mit 180 PS, der ab 1952 eingebaut wurde. Der rechte Büssing im mittleren Foto hat einen 180-PS-Motor, erkennbar ist das an der rechteckigen Ausbuchtung im unteren Teil vom linken Motorhauben-Seitenteil. Das S in der Typenbezeichnung steht hier für „Stehender-Motor“ und wurde bei Büssing erst seit Einführung der Unterflurmotoren in die Typenbezeichnung - 8000 S13 - übernommen.
Der Mercedes auf dem rechten Foto ist vom Typ L6600 – bei den Fahrern war es der »Sechssechser« Mercedes – der Motor vom Typ OM315 leistete 145 PS. Ab 1954 wurde die Typenbezeichnung, ohne dass große Änderungen am Fahrzeug vorgenommen wurden, von L6600 in L315 geändert, auch als L315 war er bei Fiege im Einsatz.
Erst ab 1951 waren Zweiachser-Lastwagen mit einem zul. Gesamtgewicht von 16 Tonnen in Deutschland erlaubt. Der Büssing hatte, obwohl er bereits 1950 auf den Markt kam, dieses Gesamtgewicht und eine Nutzlast von ca. 8.000 kg. Bei Mercedes war das anders, er hatte bis zur Einführung des L315 ein zul. Gesamtgewicht von nur 12.750 kg und eine Nutzlast von ca. 6.600 kg. Beim L315 wurden die Achslasten angehoben, damit lag das zul. Gesamtgewicht nun bei 14.200 kg und die Nutzlast bei ca. 8.000 kg.
Zulässig war seit 1951 ein Lastzug-Gesamtgewicht von 40 Tonnen und mit einem 24 Tonnen Dreiachs-Anhänger durften die Büssing und Mercedes ca. 22 Tonnen Ladung befördern. Bei Fiege wurden die 40-Tonner im Fernverkehr in der Bundesrepublik–Deutschland und nach Berlin eingesetzt.
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Die zweite Fahrzeuggruppe Anfang der 1950er-Jahre waren die „Kleinen“ Mercedes. Unterwegs waren sie im Nahverkehr im Umland von Greven und mit Anhänger im Bezirks-Fernverkehr im Norden der Bundesrepublik–Deutschland.
Bis 1957 waren es Mercedes vom Typ L3500 und L311 sowie wenige Borgward vermutlich vom Typ B4000 oder B4500. Die L3500 – bekannt auch als 90er-Mercedes – brachte Mercedes 1950 mit dem 90 PS 6 Zyl. Vorkammer-Dieselmotor OM312. Mit wenigen Änderungen und der Typenbezeichnung L311 kam der 3,5-Tonner 1955, ab 1956 mit dem 100 PS OM312 Motor und einem 5-Gang-Mercedes-Synchron-Schaltgetriebe.
Auf dem Foto links steht ein L3500 mit einem Radstand von 3.600 mm, mit Mercedes Fahrerhaus und Fiege-Pritschenaufbau.
Zweites Foto von links, ein Fiege Mercedes L311 – mit meinem Papa Herbert Augustin als Fahrer – in Ausführung für den Stückgut-Bezirksfernverkehr, mit Fiege Schwalbennest-Fahrerhaus und Fiege Pritschenaufbau. Die Fiege-Aufbauten waren leicht erkennbar an dem spitzen Planenaufbau und anstelle von Haken oder Ösen an den Bordwänden eine Rundstahlstange, durch die die Planenschnur gezogen wurde. Ausnahmen waren die Fahrzeuge, die nach Berlin fuhren, die hatten Planen nach Zollvorgabe wie der L6600 auf dem Foto oben rechts.
Drittes Foto von links, ein Mercedes L3500 mit Fiege Fahrerhaus für Josef Zaun in Neuss, der Pritschenaufbau ist nicht nach Fiege-Art, wer ihm gebaut hat, ist unbekannt. Warum ein Fiege Fahrerhaus von Zaun? Gertrud Zaun war eine geborene Fiege!
Beide Mercedes in der Mitte und der O3500 rechts hatten einen Radstand von 4.200 mm.
Rechts, auf ein neues O3500 Omnibus-Niederrahmen-Fahrgestell von Mercedes, bauten Jacob und Josef einen neuen Aufbau in Omnibusform. Das Grundgerippe war aus gedämpftem Buchenholz. Das Fahrzeug wurde in Feuerwehrrot, komplett aufgebaut, an die Freiwillige Feuerwehr in Greven übergeben. Vermutlich war der Aufbau ein Geschenk an die Stadt Greven.
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Auf dem Foto zwei Fiege-Büssing 7500U mit 150 PS Büssing Unterflurmotor U10 und zul. Gesamtgewicht von 15 Tonne. Beide haben ein Fiege Frontlenker-Fahrerhaus mit Schwalbennest-Schlafkabine und einen Fiege-Pritschen-Aufbau.
Links, ein 7500U merkwürdigerweise ohne Nebelscheinwerfer, denn bei Sicherheitszubehör war Fiege großzügig und alle Fahrzeuge waren in der Regel mit Nebelscheinwerfern ausgestattet. Der Fahrer des Büssing war Helmut Remp und das Foto ist vermutlich aus dem Jahr 1965.
Mitte, der 7500U im Neuzustand ca. 1955 und rechts im Einsatz, wurde gefahren von Erwin Koppers.
Die 7500U waren die ersten Frontlenker-Lastwagen im Fiege Fuhrpark, durften einen 24 Tonnen Anhänger ziehen, waren bei Fiege aber in der Regel mit einem 16 Tonnen Anhänger unterwegs. Frontlenker kamen in der Mitte der 1950er-Jahre immer mehr in die Fuhrparks deutscher Fuhrunternehmer, denn der Gesetzgeber im Besonderen der Verkehrsminister Hans-Christoph Seebohm arbeitete an einem Gesetz zur Gewichts- und Längen-Beschränkung bei Nutzfahrzeugen.
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Helmut Remp auf dem Foto links und rechts und Alfred Averbeck waren mit diesem Fiege Lastzug in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre unterwegs.
Das Frontlenker-Fahrgestell kaufte Fiege 1957/1958 bei Mercedes und die Fiege-Werkstatt vollendete die Arbeit mit einem Fiege-Fahrerhaus und einem Fiege Pritschenaufbau. Komplett von Fiege ist der 16 Tonnen Zweiachs-Anhänger. Der Mercedes war vom Typ LP326 in dem der 6 Zyl. Vorkammer-Dieselmotor OM326 mit einer Leistung von 192 PS eingebaut war.
Er hatte ebenfalls ein zul. Gesamtgewicht von 16 Tonnen, was damals ein Risiko war. Denn wenn der Verkehrsminister seine Gesetzesvorschläge durchgebracht hätte, hätte es sein können, dass das Gesamtgewicht auf 12 Tonnen begrenzt worden wäre. Doch die deutschen Fuhrunternehmer hatten Glück, Bundeskanzler Konrad Adenauer sprach ein Machtwort und es wurde nicht so schlimm wie befürchtet.
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Der Mercedes LP321 war bei Fiege ab 1957/1958 die zweite Generation der „Kleinen“ Lastwagen. Wie schon die L3500/L311 wurden die LP321 bei Fiege in Serie gefertigt. Gegenüber den Langhaubern hatte der Frontlenker mit einem zul. Gesamtgewicht von 9.250 kg einen Nutzlastvorteil von ca. 2 Tonnen.
Auf dem Foto des LP321 sind viele markante Merkmale eines Fiege-Lastzugs gut erkennbar, wie:
Das Fahrerhaus, das Planengestell mit dem spitzen Dach, die Planenschur, die durch das Rundeisen an der Bordwand geführt wird, eine Rohrhülse, die auf die Kappe der Radnabe geschweißt wurde und damit den Einstieg ins Fahrerhaus erleichterte, sowie auch der filigrane Rahmen des Fiege Leichtbau-Anhängers.
Warum das Planengestell so spitz war, das weiß ich leider nicht. Vielleicht zum besseren Ablauf von Wasser? Allerdings war das Gestell zu niedrig, denn meistens waren Fiege Lastzüge bis in die Plane über das Gestell hinaus beladen. Darüber waren die Fahrer nicht sehr erfreut.
Anhänger & Aufbauten aus der Fiege-Werkstatt
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Die drei Fotos sind aus der ersten Hälfte der 1950er-Jahre, mit Fiege-Anhängern und einem Mercedes L6600 mit Werksfahrerhaus und Fiege Pritschenaufbau. Das Betriebsgelände endet noch wenige Meter nach dem Bürogebäude, rechts im Bild.
Vor dem Büro steht die kleinste Ausführung eines Fiege Anhängers, ein Spesenanhänger. Die Höhe der Spesen für die Fernfahrer war abhängig, ob sie solo oder mit Anhänger unterwegs waren. Deshalb war es ein Wunsch der Fahrer an die Kollegen im Versandlager, bei Fiege Bühne genannt, die Ladung so zu verladen, dass ein Anhänger notwendig war, am liebsten der kleine Spesenanhänger.
In der Aufbauwerkstatt, Foto links oben, wird ein neuer Anhänger gebaut. Auf dem Foto darunter ist ein Drehschemel mit Drehkranz, Federn und Achse fertig zur Montage in das Fahrgestell.
Rechtes Foto, vor der Werkstatt steht ein fertiges Leichtbau-Anhänger-Fahrgestell.
Fiege war beim Neubau von Anhängern auch der Fahrzeughersteller mit eigenen Fahrgestell-Nummern im Fahrzeug/Anhänger-Brief. Bei den Lastwagen war es anders, die Fahrgestelle baute Mercedes oder Büssing, die waren damit der Fahrzeughersteller und lieferten das Fahrgestell mit Fahrgestell-Nummer und Kraftfahrzeugbrief. Fiege war der Hersteller vom Fahrerhaus und Aufbau.
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Foto links, ein Büssing 8000S mit 180 PS ca. 1952/1953, mit Tankaufbau und Tankanhänger, angeblich mit Wechseleinrichtung. Im Fiege-Buch soll das Wechselsystem eine Fiege Erfindung sein, das ist natürlich quatsch, Wechselsysteme gab es bereits seit 30 Jahren. Außerdem sollen die Tankaufbauten von Fiege stammen und bei Fiege sollten 15 Tankzüge dieser Art im Einsatz gewesen sein. In den 1950er-Jahren waren tatsächlich mehrere Fiege-Tankzüge unterwegs und transportierten Kraftstoffe und Heizöl. Die Tankaufbauten kamen sicher nicht aus den Fiege-Werkstätten, wie es auf dem mittleren Foto auch zu sehen ist.
Foto Mitte, auf einem Fiege-Dreiachs-Anhänger-Fahrgestell wurde ein fremd gefertigter Tank gesetzt. Der Firmeninhaber Josef Fiege, auf der Leiter, inspiziert in der Mitte der 1950er-Jahre den Fortschritt der Arbeiten.
Foto rechts, Mercedes L6600 mit Fiege Schwalbennest-Fahrerhaus und Fiege Zweiachs-Anhänger. Die Fiege-Kofferaufbauten sind gefertigt aus einem Stahlgerippe mit seitlicher Aluminium-Beplankung und Dach-Stahlblech-Beplankung. Die Aluminium-Beplankung erhielt per Hand einen Bürstenschliff und als Abschluss eine Klarlack-Lackierung. Der Kofferzug war im Fiege-Fuhrpark ein Einzelstück.
ab 1960 kauft Fiege auch Fahrzeuge von der "Stange"
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Sattelzüge waren bei Fiege bis Anfang der 1990er-kein Thema, aber zwischen 1960 und 1970 schafften es 4 oder 5 den Fuhrpark ein wenig aufzumischen.
Foto links, Armstrong, weltweit ein führender Hersteller und Anbieter von Deckenlösungen, beginnt 1960 in einem neuen Werk in Münster mit der Produktion von Deckenplatten. Die Grundlage zur Herstellung der Platten ist Steinstaub. Fiege bekam den Auftrag, den Steinstaub von Willingen in das Armstrong-Werk nach Münster zu transportieren. Dafür kaufte Fiege einen neuen kompletten Sattelzug von Mercedes und vermutlich von Spitzer. In der Mercedes Sattelzugmaschine LPS334 war der Motor OM326 mit einer Leistung von 200 PS eingebaut. Der Silo-Sattelauflieger war mit einem Kompressor mit VW-Motor-Abtrieb zum Ausblasen des Steinstaubs ausgestattet. Mit einem zul. Gesamtzuggewicht von 32 Tonnen und einer Nutzlast von ca. 16 Tonnen transportierte der Sattelzug vermutlich im Dreischicht-Betrieb den Steinstaub, damit die Produktion reibungslos funktionierte, nach Münster. Ein Traumjob war es für einen Fernfahrer sicherlich nicht jeden Tag die Strecke Münster Willingen Münster abzuspulen, mein Papa hat den Job abgelehnt, einer der Fahrer war Theo Miete.
Foto Mitte, ein Büssing Sattelzug in Blau bei Fiege? Ja, mit diesem Sattelzug transportierte Fiege 1967/1968 300.000 Frischeier für den Geflügelhof von Siegfried Eichert in Ladbergen. Ein Fahrer des Sattelzugs war Waldemar Fröhlich. Die Büssing Zugmaschine kam komplett von Büssing, war vom Typ Commodore FS mit Büssing Hochdach-Fahrerhaus und der Motor hatte eine Leistung von 210 PS. Einmalig war der Kauf eines Produkts von Schmitz aus Altenberge, dieser Sattelauflieger war vermutlich der Erste und bis Anfang 1990 auch der Letzte. Grund war angeblich ein Streit um das Spuraggregat – das in diesem Auflieger auch eingebaut ist – zu dem Josef Fiege in den 1950er-Jahren die Idee hatte und die von Schmitz angeblich widerrechtlich genutzt wurde.
Foto rechts, in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre kaufte Fiege eine komplette Sattelzugmaschine, vielleicht auch zwei vom Typ LPS2020 6x2x4 / LPS2023 6x2x4, mit Motor OM346 / OM355 und der Leistung von 210 PS / 230 PS. Dazu kam ein Dreiachs-Pritsche-Plane-Sattelauflieger mit lenkbarer Nachlaufachse von Kässbohrer. In diesen Jahren war das zul. Gesamtgewichts für Last- oder Sattelzüge auf 38 Tonnen begrenzt, dafür hatte der Fiege-Sattelzug mit sechs Achsen allerdings eine Achse zu viel.
Während meiner Zeit bei Fiege, 1969/1970, gab es auch noch eine Büssing 8000S Sattelzugmaschine, die vermutlich aus einem ehemaligen Pritschenwagen entstanden ist. Wofür sie damals noch gut war, kann ich nicht sagen. Aber ich erinnere mich an ein Ereignis mit dem Büssing und einem aufgesattelten 20 ft Auflieger mit See-Container. Ein Fahrer mit noch wenig Erfahrung sollte den Sattelzug in die Umschlaghalle fahren, die Druckluftanlage war noch nicht komplett gefüllt und die Aufliegerbremse konnte nicht lösen. Mit einem Kavalierstart versuchte der Kollege den Sattelzug anzufahren, was misslang und der Bruch einer Hinterachs-Steckachse die Folge war.
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Auf diesen Fotos sehen wir weitere Fahrzeuge aus den 1960er-Jahren, die keine Fiege-Fahrerhäuser mehr hatten, bis auf einen LP321 auf dem Minifoto in der Mitte. Meiner Meinung nach war es 1965 vorbei mit dem Fahrerhausbau. Gründe waren die fortgeschrittene Technik, die einen Eigenbau unwirtschaftlich machten.
Sie haben sicherlich bemerkt, dass die Fotos in diesen Bericht gegenüber anderen Berichten auf meiner Webseite nicht gut sind. Die drei Fotos in der Mitte sind besonders schlecht und nicht größer darstellbar. Ich zeige sie aber trotzdem, denn ein schlechtes Bild ist doch besser als gar kein Bild.
Links, die beiden Fotos zeigen einen Mercedes LP1620 mit dem 210-PS-Motor OM346 und seinem Fahrer Helmut Remp. Das Fahrerhaus ist nicht von Fiege und nicht von Mercedes, wer es gebaut hat, kann ich nicht sagen. Der Pritschenaufbau hat kein Spitzdach und könnte von Fiege sein. Weitere LP1620 in gleicher Ausführung waren bei Fiege im Einsatz und vermutlich in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre auch der Vorgängertyp LP334. Ich glaube die LP334 wurden von Fiege aufgebaut, aber Wissen tu’ ich es nicht. Es gibt leider keine Fotos.
Foto rechts, der Büssing Commodore U ist nicht von Fiege, aber ich weiß das Fiege vergleichbare 16 Tonnen Büssing in den 1960er im Fuhrpark hatte.
Foto Mitte oben, zum Ende der 1960er-Jahre kamen die ersten Wechselbrücken-Lastwagen in den Fiege Fuhrpark. Es waren Mercedes LP1418 mit kurzem Fahrerhaus 185 PS OM346 6 Zyl. Dieselmotor mit Direkteinspritzung und Zweigang-Hinterachse. Das Wechselsystem AWL war von Ackermann, ein Aufbauwechsel mit diesem System war sehr umständlich. In der Fiege Umschlaghalle konnten Wechselbrücken nicht abgesetzt werden, denn die Rampen konnten nur seitlich angefahren werden.
Kleines Foto in der Mitte, mittelschwere Lastwagen, alle von Mercedes Ende der 1960er-Jahre, von links nach rechts: LP1216, LP321 als Einziger mit Fiege Fahrerhaus, L322, LP322 und LP1418.
Foto Mitte unten, 1970 kommen Büssing BS22L mit 240 PS 6 Zyl. Direkteinspritzer-Diesel-Unterflurmotor in den Fiege Fuhrpark. Es sind Dreiachser-Fahrgestelle mit Wechselrahmen-Aufbau zum Transport von Wechselpritschen. Damit war der traditionelle Fiege-Lastzug mit Zweiachser-Motorwagen und Zwei- oder Dreiachsanhänger gestorben.
Die Fiege Kraftfahrzeug-Werkstatt
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Natürlich gab es bei Fiege auch eine Reparaturwerkstatt mit Spezialisten die defekte Fahrzeuge und Aufbauten fachgerecht reparieren konnten.
Linkes Foto, der Werkstattleiter und Meister Oscar Petz bei Arbeiten an einer Drehbank.
Fotos in der Mitte, nach einem Unfall ein Fall für die Werkstatt.
Foto rechts, ein Foto aus einem Büssing Prospekt, das zeigt, wie vorteilhaft es für einen Mechaniker ist, wenn er an einem Unterflur-Motor arbeiten darf. Dabei hat Büssing aber vergessen, dass es bei einer Büssing Sattelzugmaschine ebenso schlecht ist wie bei allen Frontlenkern ohne Kippfahrerhaus.
Von Montag 6:00 Uhr bis Samstag 13:00 Uhr war die Werkstatt durchgehend besetzt. In zwei Schichten wurde gearbeitet, die Tagschicht von 6:00 Uhr bis 18:00 Uhr und in der Nachtschicht von 18:00 bis 6:00 Uhr. In der Nachtschicht arbeiteten aber nur zwei Kfz-Schlosser Gesellen, für die anfallenden Arbeiten zu wenig.
Tagsüber waren die Fahrzeuge unterwegs und es vielen wenige Arbeiten an Fahrzeugen an. Deshalb wurde vorgearbeitet und große Aggregate auf Vorrat repariert. Das waren Motoren, Getriebe, Antriebsachsen und Lenkachsen für alle gängigen Fahrzeuge.
In der Nacht war es meistens sehr hektisch, schon zu Beginn der Schicht war nach einem Blick in das Auftragsbuch klar, dass es nicht langweilig werden wird. So mussten komplette Vorder- oder Hinterachsen und Schaltgetriebe getauscht und Kupplungen erneuert werden. Waren Bremsbeläge verschlissen, dann wurden nicht nur die Bremsbeläge erneuert, sondern die komplette Achse erneuert, denn das war ruckzuck erledigt. Wichtig war dabei immer, dass der Laster in der Früh wieder einsatzbereit war.
Bei einer Nachtschicht, die ich zusammen mit meinem Kollegen Günter Fieker machte, mussten die Zylinderkopfdichtungen an ein Mercedes Frontlenker LP334 erneuert werden. Bei der Arbeit, wir lagen auf den Sitzen kopfüber im Motorraum, bekamen wir Besuch vom derzeitigen Chef Karl Fischbach. Aufgrund unserer unbequemen Lage hatte er wohl Mitleid mit uns und erzählte, dass er gerade einige Büssing Unterflur Laster gekauft hat, um uns die Arbeit zu erleichtern. Es waren die Büssing BS22L vom Foto oben rechts, von denen Karl Fischbach redete.
Anhänger waren genügend vorhanden und mussten nachts nicht unbedingt repariert werden. Doch es war auch ein Nachteil, sie waren keinem Lastwagen zugeordnet und wurden ständig durch gewechselt, besonders im Stückgut-Verkehr. Die Fahrer fühlten sich für die Anhänger nicht verantwortlich. An jedem Samstag war es Aufgabe der Werkstatt alle Anhänger abzuschmieren und Bremsen nachzustellen, trotzdem war der technische Zustand nicht optimal. Ich weiß es von meinem Papa, dass besonders die Bremsen ein Problem waren. Erst morgens in der Früh, vor der Abfahrt bemerkten die Fahrer, dass die Bremse ihren Namen nicht verdient hatte. Die Anhänger waren beladen, an ein Umladen war nicht zu denken, also ging Fahrt los mit einem schlecht bremsenden Anhänger.
Die oberen beiden Fotos vom Mercedes LP322 mit der Beule und der abgeknickten Pritsche sind die Folge eines schlecht bremsenden Anhängers. Der Beifahrer meines Papas bemerkte zu spät einen bremsenden Omnibus, musste eine Notbremsung durchführen, mit Folge, dass durch die miserable Bremswirkung des Anhängers dieser einknickte, auf die Lastwagenpritsche auflief und den Mercedes mit der rechten Schnauze auf den Omnibus schob.
Die "Bühne" das Fiege Umschlaglager
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Lastwagen beladen oder entladen war in diesen Jahren eine harte Knochenarbeit.
Foto links, zwei Fahrer-Kollegen beim Entladen ihres Lastzugs irgendwo im Grevener-Land. Gut zu erkennen ist auf dem Foto das Planengestell mit seinem spitzen Dach und die hohen Bordwände, die bei Fiege-Pritschen Standard waren.
Foto Mitte, ein Blick auf die Bühne in das Kistenlager. Der Name für das Umschlagschlager war bei Fiege „Bühne“!
Foto rechts, das Stückgutlager auf der Bühne.
Die Verladearbeiten wurden selbstverständlich meistens nachts durchgeführt und am Tag war es recht ruhig in der Halle. Das nutzte die Kfz.-Werkstatt für Probe- und Messfahrten in der Bühnen-Umfahrt. Zum Ende der 1960er-Jahre waren an Nutzfahrzeugen zusätzlich zur Haupt-Untersuchung, Zwischen-Untersuchungen und Brems-Sonder-Untersuchungen Pflicht. Bei diesen Untersuchungen musste die Abbremsung der Fahrzeuge gemessen und dokumentiert werden, in günstigsten Fall mit einem Bremsenprüfstand. Aber nicht jede Werkstatt hatte in dieser Zeit einen, Fiege auch nicht. In diesem Fall konnte die Abbremsung während einer Messfahrt mit einem Verzögerungs-Messgerät bei einer Vollbremsung ermitteln werden. Für diese Messfahrt war die trockene und saubere Fahrbahn der Bühnen-Umfahrung bestens geeignet.
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Links, ein 150 PS Büssing 8000S steht in der Lagerhalle an der Rampe der Bühne zum Be- oder Entladen.
Mitte, auf der Bühne, die Kollegen beladen ein Lastwagen oder Anhänger für den Bezirksfernverkehr mit Stückgut, eine Tour hatte 20 und oft auch mehr Abladestellen. Beim Beladen wurde die Plane immer nach vorn geschoben. Nach dem Laden wurde die Plane wieder zurückgeschoben und von den Fahrern in der Früh vor der Abfahrt verzurrt. Die Stückgut-Lastzüge parkten in der Nacht auf der Umfahrung in der Lagerhalle.
Rechts, Feierabend Plausch mit Bier von Lager-Kollegen mit einem Rangierschlepper. Einer der fleißigsten Lager-Mitarbeiter war Albert Reintges, auf dem Foto der 2. von rechts.
"2023" 150 Jahre Fiege
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Zum 150-Jährigen-Firmenjubiläum gönnte Fiege sich einen neuen Büssing 8000S mit 150 PS GD6 Motor und einen neuen Dreiachs-Anhänger. Baugleiche Pritschen-Planenlastzüge waren ab Anfang der 1950er-Jahre für Fiege im Fernverkehr unterwegs.
Der komplette Lastzug stammt aus dem Fundus von Hoffmann in Oberhausen, wurde auch von Hoffmann in einem erstklassigen einmaligen Zustand neu aufgebaut.
Jedoch hat er einen Mangel – „Silber lackierte Felgenringe“ – die der ehemalige Inhaber Josef Fiege sicher nicht akzeptiert hätte. Bis in die 1970er-Jahre durften die Fahrer an den Fahrzeugen keine Änderungen vornehmen oder sie anmalen.
Zum Büssing Video I:
Zum Büssing Video II:
Zum Büssing Video III:
Leider gibt es nur wenige Dokumente aus der Hochzeit des Fuhrgeschäfts mit dem sicherlich einzigartigen Bau eigener Lastzüge. Gut, dass wenige ehemalige Mitarbeiter einige Dokumente vor der Vernichtung gerettet und aufbewahrt haben.
Sie haben nun diesen Bericht gelesen und sich erinnert an Ihre Fotos von Fiege oder von anderen historischen Nutzfahrzeugen, die irgendwo in einer Schublade schlummern. Bevor sie im Müll landen, nehmen Sie mit mir Kontakt auf, so wie es Josef. Kalle und Roland gemacht haben. Ich werde sie dann auf meiner Webseite der ganzen Welt zeigen.
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