Roland Remp
Vom Trucker & Grafiker zum Auto-Nerd!

Roland Remp
Hier erzählt uns Roland Remp, wie er, ein normaler Münsterländer Junge, zum Auto-Nerd wurde. Roland habe ich, Dieter Augustin, vor einigen Monaten kennengelernt, als er nach dem Besuch auf meiner Webseite meinen Lebensbericht über die Spedition Fiege gelesen hat. Nachdem er mir einiges aus seinem Leben erzählt hat und ich mir dachte, der ist ja genau auf meiner Wellenlänge, fragte ich ihn, ob er nicht Lust hat, mich beim Einrichten des Historischen Archivs der Iveco Magirus AG unterstützen möchte. Er sagte ja und ist seit dem Frühjahr 2024 dabei, mit Lust und Liebe für einen Gotteslohn das Archiv auf Vordermann zu bringen.
Aber eigentlich und wirklich sind wir nicht nur wenige Jahre gemeinsam unterwegs, sondern über 60 Jahre nicht körperlich, aber im Geiste. Wir sind beide Münsterländer Jungs, aufgewachsen in der kleinen Stadt Greven an der Ems, Roland im Vorort Reckenfeld. Unsere Väter waren beide Fernfahrer bei der Spedition Fiege in Greven. Rolands Bruder Reinhold ist vom gleichen Jahrgang wie ich und ging vermutlich in dieselbe Berufsschulklasse in Münster für Kfz-Schlosser. Nach meiner Zeit bei Fiege in der Fahrzeugwerkstatt 1970 folgte Reinhold mir, später wechselte Reinhold in den Fuhrpark und wurde Fernfahrer. Roland folgte seinem Vater und Bruder 19?? und begann seine Trucker-Laufbahn. Somit kreuzten sich unsere Wege das erste Mal.
Zum zweiten Mal waren wir im Geiste zusammen bei der Iveco Magirus AG, Roland in Neu-Ulm im Design Center von 19?? bis 19?? und ich im Kundendienst in Unterschleißheim von 1991 bis 2015.

Historisches Archiv

Roland Remp

Roland Remp

Roland Remp
Roland Remp ist mein Name und erblickte an einem Sonntag, 13.Tag des Monats Januar im Jahre 1957, das Licht der Welt. Das ich mal zu einem Auto-Nerd werden sollte, sah man da noch nicht so wirklich. Aber ab dem Zeitpunkt, wo ich Spielzeug meine Bruders erreichte, wurde klar in welche Richtung es mal gehen wird, ich habe alles zerlegt und kaputt gemacht.
Das alles geschah im schönen RECKENFELD, ein kleiner Ortsteil der Stadt GREVEN, über den es eigentlich auch berichtenswerte Geschichte gibt.
Meine Lkw-Fahrerdasein begann 1975 im Güternahverkehr bei der Spedition Hagenhoff/MÜNSTER. Dort bekam ich die Schlüssel zu einem schon damals betagten grünen Mercedes Benz LB 808 Pritsche/Plane. Den ich am ersten Tag zwar an, aber nicht vom Fleck bekam. Ich habe etwa eine Stunde verbissen mit dem Hebel der Feststellbremse gekämpft. Das nur der Griff leicht angehoben werden musste um zu entriegeln war schon ein peinlicher Einstieg. Keine Einweisung, keine hilfsbereiter Kollege. Rein ins kalte Wasser! Ich wurde zum Spiegelmörder. Irgendwie war alles zu eng in den Kleinstädten des Münsterlandes. Aber ein gutes halbes Jahr später (und etwa 100 Rückspiegel) hatte ich den Bogen raus und wurde zur Feuerwehr der Spedition. Niemand war schneller mit der täglichen Tour bei etwa 35 Kunden als ich.
Nach meiner Bundeswehrzeit, ich machte meinen großen Lkw-Führerschein an der Artillerieschule IDAR OBERSTEIN 1976 auf MAN 5to L2AE, stellte mich die Spedition Fiege in GREVEN durch Fürsprache meines Bruders ein. Reinhold war dort erst LKW Schlosser und hatte später als CO bei unserem Vater Helmut die Lkw Fahrerei gelernt. Nun war ich an der Reihe.
Nun saß ich also auf dem Mercedes Benz 2232 LP 6x2 mit Zweiachsanhänger, interne Fahrzeugnummer 220, das Ganze als Wechselbrückenfahrzeug, und erlernte mit viel Schweiß und Schiss das Auf- und Abpritschen, Rückwärtssetzen (auch ohne Einweiser) und Durchhalten langer Nächte auf den damals noch relativ leeren Autobahnen und Landstraßen. Mein Bruder war cool, und schon äußerst genau mit seinen Fahr- und Pausenzeiten und blieb durchaus auch mal eine Stunde vorm "Stall" entfernt stehen wenn die erlaubte Schichtzeit zu Ende war. Auch weigerte er sich schlicht bei jeder Be- oder Entladung mit Hand anzulegen. Selbst wenn das längere Wartezeiten erzeugte. Da war er stur. Gesetzlich darf das der Fernfahrer nicht - und Ende der Diskussion. Nicht unbedingt zur Freude unseres Disponenten Mühlenkamp. Mir hatte es Mühe gekostet genau so konsequent zu sein. Und letzlich hat meine Inkonsequenz dazu geführt, meinen eigenen Zug zu wollen und zu bekommen. Ich war durch und durch Trucker, aber auch verliebt und wollte zumindest zum Wochende jede erdenkliche Stunde rausholen. Das wurde sehr bald von der Disposition erkannt und ich, und natürlich auch andere Fahrer, auch ausgenutzt.
Die Kinofilme "Convoy" mit Kris Kristofferson und "Ein ausgekochtes Schlitzohr auf Achse" mit Burt Reynolds gehörten zu meinen Lieblingen. Ich fand die Trucks und amerikanischen Autos großartig und fing an mein Leben daran auszurichten. Ich "personalisierte" meinen Lkw nach und nach (trotz Verbot seitens der Firmenleitung) und fuhr mit Cowboyhut- und Stiefeln. Auch meine Gitarre durfte nicht fehlen. Sie ist Millionen Kilometer mitgefahren...
Den längsten Abschnitt bei Fiege fuhr ich also einen DB NG2226 6x2 den niemand der alten Fahrer haben wollte. Er hatte ein unsyncronisiertes 12Gg ZF-Getriebe (6 Gang Split) und weil er als Hofhure benutzt wurde (Jeder fuhr damit lieblos herum) war das Getriebe schon sehr mitgenommen. Die meisten Kollegen hatten ja den NG 2232 mit syncronisiertem 8 Gang und waren damit sehr verwöhnt. Auf dem 2226 (Wagennummer 234) kratzte und kreischte es meist dann erstmal reichlich. Auch ich hatte erst meine liebe Not damit auf meiner ersten Alleintour nach WEST-BERLIN. Aber wir freundeten uns an und nach einem Einspritzpumpentuning bei BOSCH in DÜSSELDORF rannte er besser die Steigungen der Sauerlandlinie oder Kasseler Berge hoch als seine Kollegen mit 60PS mehr.

Der »Fiege-Speditionshof« in Greven am Grünen Weg. Das linke Foto ist aus der Zeit um 1972. Die beiden Mercedes Wechselbrückenzüge LPL2232 6x2 sind bereit zur Ausfahrt. Links, neben den beiden Mercedes, sind die Werkstatträume und dahinter das Stückgutlager. Die Werkstatträume sind auf dem Foto nicht alle sichtbar. Nach der Hofeinfahrt ist die Schreinerei die erste Werkstatt, hier erstanden auch bis Anfang der 1960er-Jahre die Fahrerhäuser für die Büssing- und Mercedes-Fahrgestelle. Es folgte die Werkstatt des Planenmachers, die Schlosserwerkstatt, die Lkw-Werkstätten mit zwei Gruben, die Anhängerwerkstatt, die Reifenwerkstatt und zum Schluss die Lackiererei. Dahinter, links vor der Einfahrt in die Stückguthalle, waren zwei Abschmiergruben. Die Fahrer hatten die Aufgabe, ihre Fahrzeuge regelmäßig abzuschmieren und anfallende Motorölwechsel durchzuführen. Das rechte Foto zeigt die Abstellhalle für die Fernverkehrszüge in der Zeit um 1955. Diese Halle ist praktisch die Fortsetzung der Gebäude auf dem linken Foto. In der Halle von rechts nach links stehen ein Mercedes L6600/L315 mit Fiege Fahrerhaus, ein Mercedes LP315 mit Fiege Fahrerhaus, die beiden Büssing-Frontlenker 7500U hatten ein Fiege Fahrerhaus, ebenfalls mit Fiege-Fahrerhaus, dazwischen drei Mercedes L6600/L315, und zum Schluss ein Büssing 8000S wohl auch mit Fiege-Fahrerhaus. Der Fuhrpark ist jetzt auf ca. 55 ziehende Fahrzeuge angewachsen.
Die beiden Fotos zeigen Fiege Lastwagen in der Zeit um 1935. 1939 sind ca. 18 Lastwagen bei Fiege im Einsatz, in der Mehrzahl Büssing. Der Dreiachser im linken Foto ist vermutlich ein Büssing-NAG, Typ 80 Diesel, 6 Zylinder, mit 105/110 PS. Das linke Foto zeigt einen zweiachser Büssing-NAG Typ 50 Diesel, vermutlich mit dem gleichen Motor wie der Dreiachser. Warum der Büssing keine Luftreifen hat, ist nicht klar. Vielleicht auf Grund von Materialknappheit?
Nach bestandener Gesellenprüfung hieß es Abschied nehmen von Opel Kiffe, denn nun sollten es richtige Lastwagen und Anhänger sein, die ich reparieren wollte. Ein weiteres Ziel war der Freitag, in der Lohntüte sollten zum Wochenende auch einige Mark mehr sein, die mit nach Hause genommen werden konnten. Gute Kontakte zu Fiege bestanden noch durch meinen Papa, und ich wurde 1969 durch Heinz Fiege als Kfz-Schlosser eingestellt. In der Fiege Werkstatt lernte ich die Technik von Lastwagen und Anhängern kennen, und vor allen Dingen alle anfallenden Arbeiten an ihnen durchzuführen.
Nach Fiege folgten einige weitere Arbeitsstellen in Nutzfahrzeugwerkstätten von Fahrzeugherstellern und Fuhrunternehmen als Geselle, Meister und Betriebsleiter. 25 Jahre im Werkstattgeschäft, folgte für 1 Jahr eine Tätigkeit als Ausbilder für Berufskraftfahrer. Und weitere 25 Jahre war ich im Kundendienst der Iveco Magirus AG tätig.

Auf den Fotos sind zwei Fahrzeuge abgebildet, die mein Papa, Herbert Augustin, bei Fiege fuhr, den Büssing noch als Beifahrer. Auf der »Büssing-Schnauze«, links mein Papa, in der Mitte eine von 2 mitreisenden Damen und links der »Chef« für diesen Büssing, Wilhelm Holtkamp. Die 2 Damen durften mitfahren zum Bodensee, auf der Ladefläche, weil die Eltern wohl mit der Fiege-Familie bekannt waren. Die Aufnahme ist von 1950/1951.
Der Beifahrer auf den Mercedes Fotos, von ca. 1957, war Josef Beinker der für seine Fahrlehrerausbildung Lkw-Fahrpraxis sammelte.
Der Büssing NAG ist vom Typ 650, mit 6-Zylinder-Dieselmotor und 145 PS. Der 90er Mercedes ist vom Typ L311, mit 6-Zylinder-Dieselmotor OM312 und 90 PS. Der Mercedes hatte ein Fiege-Fahrerhaus mit Schwalbennest und einen Pritschenaufbau mit Plane von Fiege. Das Fahrzeug war im Bezirksfernverkehr eingesetzt, um den Radius für Bezirksfernverkehr zu erweitern hatte der Mercedes den Standort Schötmar.
Leider sind zur Fahrzeuggeschichte der Spedition Fiege nicht allzu viele Fotos vorhanden. Ich habe versucht in den vergangenen Jahren, mit meinem Freund Kalli, weitere aufzutreiben, mit wenig Erfolg. Die von mir zusammengetragenen Fotos sind leider nicht von guter Qualität. Auch in dem Fiege Buch »Aus Westfalen in die Welt« ist die Quantität und Qualität der Fotos recht bescheiden. Wenn Sie nun, lieber Besucher und Nutzfahrzeugfreund, im Besitz von Fiege-Fotos sind, dann nehmen Sie doch mit mir Kontakt auf. Es wäre schade, wenn besonders die Dokumente zum Fahrzeugbau verloren gehen.
Auf den drei Fotos die Fiege Büssing von Ervin Koppers. Auf dem linken Foto ist er rechts zu sehen, mit einem Kollegen vor seinem 105er Büssing und auf dem linken Foto mit seiner kleinen Familie.
Foto links, aus der ersten Hälfte der 1950er-Jahre: Büssing 5000S – 105er Büssing – mit 6-Zyl-Vorkammer-Dieselmotor, 105 PS. Daneben ein Mercedes L6600 mit 6-Zyl-Vorkammer-Dieselmotor OM315, 145 PS und Fiege Schwalbennest-Fahrerhaus.
Foto Mitte und links, ca. 1955: Büssing 7500U mit 6-Zyl-Unterflur-Vorkammer-Dieselmotor, 150 PS. Das Schwalbennest-Fahrerhaus und die Pritsche mit Plane sind von Fiege. Der Anhänger auf dem rechten Foto ist ein Fiege-Anhänger.
Wenn Ihnen dieser kleine Bericht über mein Leben mit Nutzfahrzeugen und ein wenig zu Fiege gefallen hat, dann besuchen Sie auch weiterhin meine Webseite. Wir vom Magirus Iveco Museum e.V. würden uns über eine Mitgliedschaft oder Spende zur Unterstützung des Vereins sehr freuen. Eine Webseite in dieser Form und Größe kostenlos anzubieten, ist sicher nicht selbstverständlich.
Haben Sie vielleicht eine ähnliche Lebensgeschichte wie meine, dann nehmen Sie doch Kontakt mit mir auf und erzählen Ihre Geschichte mit Nutzfahrzeugen auf meiner Webseite.
Januar 2024: Vor einigen Monaten habe ich mich über die Kontaktaufnahmen zum Bericht über mein Leben mit Fiege-Lastwagen sehr gefreut. Es waren zwei Kollegen, die auch erfolgreich Arbeitszeit bei Fiege geleistet haben und schönes und Interessantes davon erzählen konnten.
Es waren Josef Holtschulte und Roland Remp. Zusammen mit Josef, dem Karosseriebauer mit Leib und Seele, konnte ich bereits einen schönen Bericht über den Fahrzeugbau bei Fiege erstellen und auf meiner Webseite veröffentlichen. Mit einem Klick auf »Josef Holtschulte« erleben Sie selbst
20 Jahre Fahrzeugbau.
Besonders habe ich mich auch über die Kontaktaufnahme von Roland gefreut, der nicht nur ein Kollege bei Fiege war, sondern auch bei der Iveco Magirus AG in Ulm. Roland ist ein Fahrzeugfreund mit Leib und Seele, mit großer Wertschätzung von historischen Gütern. Deshalb hat mich besonders gefreut, dass Roland mich nun bei der Arbeit im »Historischen Archiv« der Iveco Magirus AG unterstützt, selbstverständlich ohne Bezahlung, denn für ihre historischen Schätze hat Iveco und Magirus nicht viel übrig.
Freuen Sie sich mit mir auf einen ausführlichen Bericht über Roland und seine Laster.
Der Baumwolltransport vom Bremer Überseehafen zu den Spinnereien ins Münsterland war das Kerngeschäft der Spedition Fiege. Hier, auf einem Foto Anfang der 1950er-Jahre, Abladetätigkeit beim Kunden im Münsterland, mit Unterstützung eines »Urstaplers«, aber immer noch mit viel Handarbeit. Der Lkw ist ein Büssing NAG Typ 900 mit 6 Zyl. Vorkammer-Dieselmotor und 145 PS.