Peter Sacher 8. Seite

Erleben Sie die 1950er und 1960er Jahre im Münsterland!

M.A.N F4

Bei meiner ersten Teilnahme als Aussteller an der Intermodellbau vor weit über dreißig Jahren fragte mich ein älterer Besucher, ob ich nicht auch Lkw der 1930er Jahre bauen würde. Damals kam mir so etwas nicht in den Sinn. Später wusste ich, dass der damalige Besucher Fahrzeuge aus seiner Kindheit meinte. Nichts Anderes wollte ich ja auch mit dem Bau meiner Modelle, mich an meine Kinder- und Jugendzeit erinnern.

Heute finde ich die Lkw aus der Vorkriegszeit mit ihren langen Motorhauben so interessant, dass ich einige dieser Lkw nach Vorbildern nachbaute.

In einem meiner Bücher fand ich einen Bericht und Bilder über die Spedition „Westfälischer Fernverkehr Heinrich Vogt“ aus Dortmund. Eines der Fahrzeuge war ein Vorkriegs-MAN F4 mit einem Dreiachsanhänger. Dieser Lkw fuhr noch nach dem Krieg einige Jahre für die Spedition.

Da ich in meinem Fundus noch Abziehbilder eines Revell-Bausatzes dieser Spedition hatte, beschloss ich mich, diesen Lkw nachzubauen.

Meine eigenen Vorgaben, Modelle aus meiner Heimatstadt und Umgebung zu bauen, erfüllte auch dieses Vorbild. Über 25 Jahre hatte ich mein Büro in Dortmund, also in der Nähe der Spedition. (Text: Peter Sacher)

M.A.N F4, mit ZF 4 Gg-Schieberad-Getriebe KB50,
Höchstgeschwindigkeit 54 km/h.

Das Original als Vorbild für Peters F4 Kofferlastzug mit Pullman-Aufbau fotografiert ca. 1950 mit 17 Tonnen Dreiachsanhänger.

Mit einem ZF-5-Gg-Getriebe mit Schnellgang vom Typ FAKS55 war eine Höchstgeschwindigkeit 66 km/h möglich.

Der B622 als Original für Peters Modell und im Hintergrund stehen die technischen Daten.

Borgward B622

Nicht immer haben meine Eigenbaumodelle Vorbilder in meiner Heimatstadt und Umgebung. Aus Ermangelung eines reellen Vorbildes baute ich ein Modell des Borgward B622 nach meinen Vorstellungen. Dieser damals moderne Frontlenker wurde von 1959 bis 1961 gebaut. Für mich als Borgward-Fan war es klar, diesen schönen Lkw musste ich im Modell  bauen. (Text: Peter Sacher)

Gebaut wurden von 1959 bis 1961 ca. 2.500 B266 und mit Pritschenaufbau kostete er ca. 14.500,00 DM.

»Molli« der Milchmann mit seinem
DKW 3=6

1950, Paul Möllers hatte in seinem Elternhaus an der Wagenfeldstraße in meiner Heimatstadt Drensteinfurt einen Milchladen. Ein Jahr später begann Paul mit einem Tempo-Dreirad den ambulanten Verkauf von Milch und Milchprodukten. Seine Frau führte den Milchladen erfolgreich weiter zu einem Lebensmittel-Supermarkt. In Erinnerung behalten haben die Stewwerter (Drensteinfurter) »Molli« aber als Lieferant von Milch und Lebensmitteln. Im hinteren Teil seines Verkaufswagens stand ein großer Milchtank, aus dem mittels einer Handpumpe die Milch in von Kunden mitgebrachten Milchkannen gefüllt wurde. Hinter der Seitentür befanden sich Regale mit allen möglichen Lebensmitteln, aber auch mit den von uns Kindern so geschätzten Süßigkeiten.

Paul Möllers Lieferwagen, den DKW 3=6 und ihn selbst als Figur habe ich in Erinnerung an ihn und meine Kinderzeit vor vielen Jahren als Modell gebaut.  (Text: Peter Sacher)

Diesen wunderschönen »Buckeltaunus« fotografierte Nils Enderlein aus Schortens. Vielen Dank Niels für die Freigabe der Fotos. Webseite von Niels: www.nils-enderlein.de

Ford »Buckeltaunus«

Die Firma Ford in Köln baute von 1939 bis 1942 den neuen Ford Taunus. Der Krieg beendete den Weiterbau dieses modernen Pkw. Erst 1948 wurde wieder ein Ford Taunus mit den alten Vorkriegswerkzeugen gebaut. Ab 1949 modernisierte Ford den Taunus, erkennbar an der neuen Front mit viel Chrom. In dieser Ausführung wurde der Taunus bis 1952 gebaut.

In Drensteinfurt gab es in den 1950er Jahren den Einzelhändler Kössendrup, der einen solchen Ford Taunus fuhr. Für mich war das ein Grund, auf Basis eines amerikanischen AMT-Bausatzes den Umbau nach dem Vorbild vom Ford Taunus des Stewwerter Einzelhändlers Kössendrup zu wagen. Dazu wurde der Bausatz auseinandergesägt, auf die Maße des deutschen Ford gebracht und dem Aussehen meines Vorbildes nachempfunden. Das war vor über vierzig Jahre. Der Händler musste Ende 1950 sein Geschäft schließen. (Text: Peter Sacher)

Ein Ford A für die Drogerie Töns

In den 1930er Jahren kaufte der Drogist Heinrich Töns für seine Drogerie und Kolonialwarengeschäft einen Pkw von Ford in Köln, das Modell A aus dem Baujahr 1931/32. Gleichzeitig mit dem neuen Wagen erwarben er und sein Sohn Willi auch den Pkw-Führerschein. Der zweitürige Wagen hatte hinten eine Tür wie ein Lieferwagen. In den hinteren Seitenfenstern warben Schilder mit seinem Namen und dem Hinweis auf seine Waren, Drogen und »Colonialwaren«. Verstörend wirkt heute, dass auch Drogen verkauft wurden. Man muss wissen, dass in den 1930er Jahren mit Drogen keine Suchtmittel, sondern Heilpflanzen gemeint waren. In einem Anhänger wurden Waren transportiert.

Bis Ende der 1940er Jahre leistete der Ford dem Stewwerter Kaufmann und Drogisten gute Dienste.

Als ich Bilder von diesem Drensteinfurter Auto bekam, erinnerte ich mich an einen AMT-Bausatz. Dieser Bausatz war die Basis für meinen Umbau zu diesem Stewwerter Zeitzeugen im Maßstab 1:24. (Text: Peter Sacher)

Vor 1945 war Opel der größte Fahrzeughersteller in Deutschland, auch bei den Lastwagen. Den größten Anteil daran hatten 2,5- und 3-Tonner Opel-Blitz. Auch beim OKH Ober-Kommando-Herr war er sehr beliebt. So waren es ca. 70.000 3-Tonner in der Ausführung S mit 4x2 Antrieb und ca. 25.000 in der Ausführung A mit 4x4 Antrieb, die ihren Militär-Dienst antreten mussten. Den 4x4 Blitz hat Opel nur für das OKH gebaut, wie auch alle 4x4 Lastwagen der Mitwettbewerber. Nur wenige Opel-Blitz haben wie Peters Vorbild den Kriegsdienst überlebt. Nach 1945 montierte Opel noch aus Restbeständen ca. 470 3-Tonner und nahm ihn danach aus dem Programm. Der 1,5-Tonnen Opel-Blitz kam 1938 ins Programm, er war eine weitere Entwicklung des 1-Tonners ....

....und wurde vom 6-Zyl.-Ottomotor des Opel-Kapitän angetrieben. Nach dem Krieg wurde die Produktion des 1,5-Tonners wieder aufgenommen und bis zur Produktionseinstellung 1951 konnten ca. 37.000 verkauft werden. Viele Mitwettbewerber hatten ihre Nutzfahrzeuge bereits vor dem Krieg mit Dieselmotoren ausgerüstet, Opel blieb allerdings auch nach dem Krieg zu viele Jahre dem Ottomotor treu verbunden. Jedoch gab es nach 1945 die Möglichkeit, den 1,5-Tonner mit einer Treibgasanlage auszurüsten, die den Kunden bei den Kraftstoffkosten ein wenig entlasten konnte. Viele waren es vermutlich nicht. Opel Kiffe aus Münster hat, wie Sie es an Peters Modell sehen, seinen Abschleppwagen damit ausgerüstet.

Opel-Blitz 3to-Allrad-Abschleppwagen

Für viele meiner Modelle der 3-Tonnenklasse nutze ich Teile des Italeri- oder Revell-Bausatzes.
Im Laufe der Jahre hat sich bei mir eine Menge an Ersatzteilen dieser Bausätze in meinen „Grabbelkisten“ angesammelt.

Als ich in einer Autozeitung den Bericht über einen Opel-Blitz-Allradabschleppwagen gelesen hatte, entschloss ich mich, aus Bausatzresten aus meinen Grabbelkisten in meiner Eigenbauweise diesen Abschleppwagen nach zubauen. Beim Bau meines Modelles habe ich mich aber nicht sklavisch an dem Original gehalten.

Bei der Farbwahl orientierte ich mich an dem Zustand des Wagens in seinen ersten Einsatzjahren nach 1945. (Text: Peter Sacher)

Opel-Blitz 3,6-6700 A 4x4 3-Tonner Allradlastwagen, wofür 6700 steht, weiß ich nicht, vielleicht kann ein Besucher helfen. Eingebaut ist ein 3,6 l Opel-6-Zyl.-4-Takt-Otto-Reihenmotor mit 68 PS bei 3.000 U/min und einem Drehmoment von 20 mkg bei 1.800 U/min. Die Kraftübertragung ....

....erfolgt über eine Einscheiben-Trocken-Kupplung, einem 5-Gg.-Schaltgetriebe in Berggang-Ausführung, die Übersetzung im 5. Gg. ist i=1 und einem Verteilergetriebe mit Straßenübersetzung i=1,08 und Geländeübersetzung i=1,93. Bei einer Hinterachs-Übersetzung von i=5,71 und einer Reifengröße von 7.25-20....

....betrug die Höchstgesch. 80 km/h. Das zul. Gesamtgewicht war 6.100 kg und mit einem Pritschenaufbau war die Nutzlast 3.100 kg. Der Kraftstoff-tank hatte ein Volumen von 92 l und der Verbrauch auf der Straße lag bei 30 l und im Gelände bei 40 l. Der Opel-Blitz, nachdem Peter sein Modell baute, ist schon lang kein reiner....

.... Opel mehr, denn er wurde in seinen vielen Einsatzjahren mit Mercedes-Bauteilen am Leben erhalten. Auf dem Hintergrundfoto aus dem Historischen Iveco Magirus Archiv vom 19. Januar 1943 finden Sie einen Allrad-Blitz im Original. Bei Magirus in Ulm bekam er den Tank-Spritzen-Aufbau .

Opel-Blitz 1,5 t

Einer der ersten Bausätze eines deutschen Lkw der 1950er Jahre im Maßstab 1:24 war der 3-Tonnen-Opel-Blitz von Italeri. Das ist bestimmt schon vierzig Jahre her. Dieser wunderbare Bausatz war ein Geschenk für mich als Lkw-Modellbauer dieser Epoche. In den folgenden Jahren baute ich auf Basis dieses Bausatzes andere deutsche Lkw-Typen dieser Gewichtsklasse, z.B. Ford, Borgward, Mercedes, Hanomag, u.a. Da mich auch die Lkw kleinerer Gewichtsklassen interessierte, nutzte ich die Bausätze für Umbauten, um z. B. Opel-Blitz 1,5-Tonner mit verschiedenen Aufbauten zu bauen. Andere Umbauten der kleinen Lkw-Klasse, z.B. Borgward 1,25-Tonner oder Opel-Blitz 1-Tonner, habe ich schon gezeigt.

Den hier gezeigten Opel-Blitz 1,5 Tonner habe ich als Abschleppwagen der Firma Opel-Kiffe aus Münster mit einer Treibgasanlage (Treibgasflasche am Rahmen rechts) und einem Bilstein-Kran gebaut. Beim Abschleppunternehmen Albert Hemkemeyer (siehe 5. Seite Grasbahnrennen) in Rinkerode stand ein Opel-Weichblitz mit solch einem Kran abgemeldet in einer Ecke hinter den Hallen. Damals, noch ohne Fotoapparat, zeichnete ich den Kran mit einigen Skizzen für meinen Nachbau. (Text: Peter Sacher)

Opel-Blitz 1,5-Tonner mit 6-Zyl.-2,5l-Opel-Reihen-Ottomotor wassergekühlt und einer Leistung von 55 PS bei 3.500 U/min. Die Kraftübertragung erfolgte über eine Einscheiben-Trocken-Kupplung, einem 4-Gg.-Bergganggetriebe mit einer Übersetzung von i=1 im 4. Gang und der Hinterachse mit der Übersetzung i=5,5....

....auf die Hinterräder der Größe 6.00-18. Der Radstand war 3.250 mm, das zul. Gesamtgewicht 3.400 kg und die Nutzlast ca. 1.500 kg. 1950 kostete der Opel-Blitz vermutlich mit Pritschenaufbau 7.850,00 DM. Auf Wunsch war auch ein Radstand für Sonderaufbauten von 3.700 und 4.100 mm möglich.

Esso-Tankstelle in Drensteinfurt

Gegenüber vom Bahnhof Drensteinfurt gibt es eine Westfalen-Tankstelle. Schon vor dem Krieg wurde dort unter dem Namen Esso Benzin verkauft. Vor einigen Jahren bekam ich Bilder von dieser Tankstelle, die im Jahr 1957 und 1958 gemacht wurden. Da dieser Anblick Erinnerungen in mir wachriefen, entschloss ich mich, die Tankstelle in meinem Modellbaumaßstab 1:24 zu bauen. Dabei halfen mir Kartons von Stellwänden, die ich als Abfallprodukt von einem Schreibwarenhändler bekam. Der Bau kostete mich also nur meine Arbeitszeit.
Die Tankstelle befindet sich seit ihrer Eröffnung in den 1930er Jahren im Besitz der Familie Franke. (Text: Peter Sacher)

 Vielen Dank, lieber Peter, dass Du mir wieder einmal Deine wunderschönen authentischen Modellautos zur Präsentation überlassen hast. 
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Gerne höre ich von Ihnen, ich freue mich auf Ihre Geschichte.
Dieter Augustin