Peter Sacher 6. Seite

Erleben Sie die 1950er und 1960er Jahre im Münsterland!

Zum 6. Mal erzählt uns Peter Geschichten zu Fahrzeugen aus seiner Heimatstadt Stewwert. „Stewwert“ kommt aus dem Plattdeutschen und steht für Drensteinfurt, wie uns das Ortsschild aus der Neuzeit auch zeigt.
In der Zeit vor dem 2. Weltkrieg war Parken auf dem Marktplatz in Drensteinfurt kein Problem, heute kommt sicherlich der Abschlepper.
Links parkt der Ford der Drogerie Töns, es ist ein Modell A von 1931/1932, daneben der Vomag Eilschlepper 5ZR434 der Gebrüder Lenz und rechts der Opel P4, Baujahr 1936/1937, von Wilhelm Lenz.
Wenn wir die einzigartigen Modelle von Peter betrachten, dann denken wir, die sind gebaut in einer „Hightech“ Werkstatt mit „Hightech“ Werkzeugen.
Stimmt nicht,
das Foto ist der Beweis. Peter arbeitet in seiner Küche mit einfachem Werkzeug, allerdings an einem vorbildlichen, aufgeräumten Arbeitsplatz.

Büssing 5000S, bekannt als 105er Büssing, unterwegs als „Güterzug der Landstraße“. In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg war noch der Zwei-Anhänger- Betrieb möglich.

Theo Grosse Rövekamp am Sonntag bei der Inspektion seiner Fahrzeugflotte auf dem Betriebshof in Rinkerode. Im Foto, sauber aufgereiht, drei Büssing LS11F Tanksattelzüge.



Peters Büssing Flotte nach Vorbild der Spedition Grosse Rövekamp. Im Hintergrundfoto der Büssing 7500U.

Weitere Bilder aus dem Grosse Rövekamp Fuhrpark dienten mir als Vorlage zum Bau von Büssing-Frontlenker-Lastwagen.
Da war zunächst ein Büssing LS11F (mit stehendem Motor) und mit Schmitz-Tankauflieger. Es folgte ein Büssing 7500U (Unterflurmotor) mit langem Kässbohrer Dreiachs-Anhänger, der mit Ausgleichsnaben ausgerüstet war.
Nachfolger von Theo Große Rövekamp wurde sein Sohn Hans. Seit 2003 wird die Spedition Hans Grosse Rövekamp von Theos Enkel Ralf geführt. Weit über zwanzig LKW füllen heute den Speditionshof in Drensteinfurt-Rinkerode.
Mit dem Bau der Grosse Rövekamp- Fahrzeuge habe ich vor mehr als fünfunddreißig Jahren begonnen. (Text: Peter Sacher)

Der Büssing 7500U trägt einen Pritschenaufbau von Schmitz und zieht einen 24 Tonnen Dreiachs-Anhänger von Kässbohrer. Es ist der Standard-Lastzug der Nachkriegszeit mit großzügiger Gewichts- und Längen-Freigabe.

Anders ist es beim Büssing LS11F und dem Zweiachs-Tankauflieger von Schmitz in Altenberge. Wenn er nach dem 1. Januar 1958 zugelassen wurde dann waren Länge und Gewicht 2 Jahre lang auf 14 m und 24 Tonnen begrenzt.

Original-Daten zu den fünf Grosse Rövekamp Fahrzeugen.

Der Viertonner Borgward B4000 mit dem kleinen Lloyd zeigt nicht nur für Borgward Werbung, sondern ist auch dafür unterwegs.
Die Lloyd Werke, sowie die Goliath Werke gehörten zu den Werken von
Carl F. W. Borgward.

Von 1955 bis 1961 wurde der Lloyd LP600 gebaut, sein luftgekühlter 2 Zyl.-4-Takt-Twin-Motor hatte einen Hubraum von 596 ccm, leistete 19 PS, die Höchstgeschwindigkeit war 100 km/h und
die Limousine kostete 3.470,00 DM.

„Wir fahren für Lloyd“
Borgward B4000 mit Lloyd LP600
So lange ich denken kann, bin ich ein Fan von Borgward-Fahrzeugen. Also habe ich vor vielen Jahren einen Borgward B4000 mit Planenbeschriftung gebaut. Vorbild war ein Borgward B1500 mit einer solchen Beschriftung, den ich auf einem Oldtimertreffen gesehen habe. Auf der LKW-Plane stand „Wir fahren für Lloyd“. Für mich stand fest, dass ein Lloyd auch die Transportladung sein musste. Damals, ich glaube es war 1990, brachte Revell den Trabi im Maßstab 1:24 auf den Markt. Damit war das die Basis für meinen Lloyd. Wichtig wie bei allen meinen Modellen waren die Räder. Aus dem Bausatz konnte ich noch Teile wie Sitze, Lampen und Lenkrad verwenden. Alle anderen Bauteile entstanden wieder in meiner Eigenbauweise.(Text: Peter Sacher)

Johann Tiggemann aus Drensteinfurt-Walstedde
Mit dem Borgward B4000 habe ich ein Fahrzeug des selbständigen LKW-Fahrers Johann Tiggemann aus Walstedde, heute ein Ortsteil von Drensteinfurt, nachgebaut.
Sein Vater gründete 1933 mit einem Opel-Blitz ein Fuhrunternehmen. Es folgten LKW der Marken M.A.N, Borgward und schließlich Henschel. Und dieser Marke blieb Johann Tiggemann, der Ende der 1930er Jahre geboren wurde, bis zuletzt treu. Bis 1963 waren die Tiggemanns im Milchfuhrgeschäft tätig und beförderten bis 1969 auch Vieh. Ergänzt wurde das Fuhrgeschäft mit Kohletransporte. Weit und breit bekannt wurde Johann Tiggemann aber mit seinen grünen Henschel-LKW, mit denen er u.a. mit Siloaufbauten für die Raiffeisengenossenschaft Mersch fuhr. (Text: Peter Sacher)

Johann Tiggemann mit seinem Borgward B4000 unterwegs beim Milch einsammeln auf den Stewwerter Bauernhöfen. Transportiert wurde…..

Tiggemanns B4000 im Original mit Anhänger.
Mit einem Klick kommen die Fahrzeugdaten.

….das kostbare Gut bis in die 1960er Jahre noch in Kannen und war, wie wir es uns leicht vorstellen können, eine schweißtreibende Arbeit.

Zwei 1-Tonner aus Peters Werkstatt.

Opel Blitz 1-Tonner der Bäckerei Hunsteger
Schon vor dem Krieg bis zum Ende der 1950er Jahre betrieb Willi Hunsteger eine Bäckerei und einen Bäckerladen am Marktplatz in Drensteinfurt. Für seine ambulanten Verkäufe nutzte er einen kleinen Opel-Blitz 1-Tonner mit Kofferaufbau. Damals gab es in Drensteinfurt noch viele Bäckereien. Heute leider nur noch Brot- und Gebäckverkaufsstellen, in denen die vorgefertigten Teile aufgebacken werden.
Für mein Modell nutzte ich den Bausatz des 3-Tonnen Opel-Blitz von Revell. Hier konnte ich die Fahrerkabine und die Motorhaube gebrauchen. Beides musste auf die Maße des kleinen Eintonners verändert werden. Andere Kotflügel, Räder aus der Grabbelkiste und ein Kofferaufbau ließen den kleinen Verkaufswagen wieder auferstehen. (Text: Peter Sacher)

Borgward B1000Z der Schreinerei Gerhard Lenz
Am Westwall in Drensteinfurt befand sich die Schreinerei von Gerhard Lenz. Für den Transport ihrer Arbeitsmaterialien schaffte sich Gerhard einen kleinen LKW, einen Borgward B1000Z an. Die Schreinerei war bekannt für ihre Innenausbauten. An Wochenenden nutzten die beiden Söhne Herbert und Werner den kleinen LKW für Ausflugsfahrten mit ihren Freundinnen. Nachdem der Borgward seine Dienste getan hatte, kaufte die Firma einen Tempo Matador.
Die Schreinerei gibt es auch nicht mehr. Sie musste wegen der Stadtsanierung weichen. (Text: Peter Sacher)

Der Original Ford G917T im Hintergrund ein Foto vom Modell.

Die Lastwagen des Fuhrunternehmers Fritz Einhäuser
In meiner Nachbarschaft hatte Friedhelm Einhäuser ein Wohnhaus und auf dem Hof hatte er eine Spedition. Sein Vater Fritz hat die Spedition in den 1930er Jahren gegründet. In den Kriegsjahren musste Vater Einhäuser seinen großen LKW gegen einen kleineren Ford G917T mit Holzgasanlage eintauschen. Der Ford diente dem Unternehmen auch noch ein paar Jahre nach dem Krieg. Mein Ford Nachbau soll den Zustand in der Nachkriegszeit darstellen.

In den 1950er Jahren übernahm sein Sohn Friedhelm, den alle nur Fritz nannten, das Familienunternehmen. Er begann mit einem Mercedes L311Sa Sattelschlepper. Damit transportierte er für das Drensteinfurter Furnierwerk Breemühle Holz. Es folgte ein weiterer Mercedes-LKW, bis er auf Scania-LKW umstieg und seine Spedition vergrößerte.
Mein zweites Einhäusermodell ist dem ersten Mercedes von Friedhelm nachempfunden Leider ist Friedhelm Einhäuser schon vor einigen Jahren gestorben. Seine Witwe betreibt von selber Stelle aus die Spedition, jetzt wieder verkleinert weiter. (Text: Peter Sacher)
Schweinerei auf der Wagenfeldstraße
Heinz Kroos vom Honekamp der vielseitige Drensteinfurter Unternehmer war auch Besitzer eines Viehtransportlastwagens, mit dem er für Drensteinfurter Viehhändler und Bauern Tiere transportierte.
Eine meiner Weihnachtsgrußkarten zeigt eine fiktive Geschichte aus den 1950er Jahren: Heinz Kroos steht mit seinem Viehtransporter an der Ecke Wagenfeldstraße/Kurze Straße. Die Metzgerei Josef Eichmann wartet auf Nachschub für das Weihnachtsgeschäft. Wie zu sehen ist, versuchen die kleinen Schweine ihrem Schicksal zu entgehen.
Der Blick in die Kurze Straße zeigt von links die Häuser Kuhlmann, die Kaplanei, den Münsterländer Hof, den Stall des Viehhändlers Anton Fels und rechts die Metzgerei Josef Eichmann. Heute steht an dieser Stelle die Wagenfeldapotheke.
Das Modell des Viehtransporters ist ein Hanomag L 28, das ich vor etlichen Jahren in Eigenbauweise im Maßstab 1:24 gebaut habe.

Mit Ferkeln, der Hanomag L28 Ecke Wagenfeldstraße/Kurze Straße.

„Was mach ich mit dieser Schweinerei“? Denkt hier wohl Heinz Kroos.


Die NSU Quickly meines Bruders
Mein älterer Bruder Erich war ein typischer „Halbstarker“. Zum Statussymbol dieser Jugendlichen gehörte zum Ende der 1950er Jahre ein Moped. Mein Bruder, damals Schreiner- Lehrling, ersparte sich eine gebrauchte NSU-Quickly. Die Quickly hatte unter den Jugendlichen einen sehr guten Ruf. Ein Werbeslogan von NSU lautete damals:
„Nie mehr laufen, Quickly kaufen“.
Bei den Mädchen konnte man damit Eindruck schinden.
Hin und wieder durfte ich mitfahren. Auf dem Gepäckträger saß man recht unbequem. Das machte mir aber nichts aus. Ich erinnere mich an eine Fahrt, als ich mit meinem linken Bein an den heißen Auspuff kam. Mein Pech war, dass ich die damals modernen Nylonsocken trug. Die brannten sich bis in mein Fleisch ein. Immer wenn ich daran denke, verspüre ich einen Phantomschmerz.
Da ich Räder und Schutzbleche eines Preiser-Fahrrad-Bausatzes im LGB-Maßstab im Fundus hatte, kam mir die Idee zum Bau meiner Kindheitserinnerungen. (Text: Peter Sacher)

In 11 verschiedenen Versionen
wurde die NSU Quickly von
1953 bis 1968 gebaut,
ca. 1 Millionen mal.

Erich fuhr die „Quickly N“, sie
hatte wie alle anderen Versionen
einen 1 Zylinder 50 ccm Motor
mit 1,4 PS bei 4.600 U/min.

Der 2-Takt-Ottomotor brauchte
eine Kraftstoffmischung von 1:25
und die Geschwindigkeit lag
bei 40 bis 50 km/h.

Das Getriebe hatte 2 Gänge
und die Reifen die Größe 26x2.00.
1953 kostete
die „Quickly N“ 525,00 DM.

Wieder hast du uns einmal mehr mit schönen und interessanten Arbeiten aus deiner Werkstatt überrascht, lieber Peter. Vielen Dank dafür von mir und sicherlich auch von allen Besuchern dieser Webseite.
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